Los geht’s: Frag sie Abi!

Abiturprüfungen bedeuten Anstrengung, Stress und gelegentlich Tränen. Darüber hinaus bedeuten sie zusätzliche Kosten, denn auch in Zeiten der „digitalen Schule” sind die Prüfungsaufgaben vergangener Jahre nicht deutschlandweit online abrufbar – und das obwohl sie mit öffentlichen Mitteln erstellt werden. Einige Landes-Bildungsministerien verkaufen die Veröffentlichungsrechte an private Schulbuchverlage, andere scheuen augenscheinlich die Mühen der Veröffentlichung und stellen sie deshalb den vier- bis fünfhunderttausend Abiturienten pro Jahr noch immer nicht kostenfrei zur Verfügung.

Eine Kampagne von FragDenStaat ruft nun bundesweit dazu auf, die Abituraufgaben über ein neues Portal in wenigen Klicks per IFG-Anfrage (Informationsfreiheitsgesetz) einzufordern – bis der freie Zugang zum Standard wird!

Wer eine Abituraufgabe anfordern will, kann das kostenlos unter fragdenstaat.de/fragsieabi machen. Je mehr Menschen mitmachen, desto höher wird der Druck auf die Verwaltung, Abituraufgaben zu veröffentlichen. Nach dem Informationsfreiheitsgesetz haben ohnehin alle Menschen das Recht, Dokumente vom Staat auf Anfrage zu erhalten.

Föderalismus in ungerechtester Form

In Bayern genügt es freundlich zu fragen. Berlin-Brandenburg stellt immerhin die Matheprüfungen zum Download zur Verfügung. In Hessen fordert das Kultusministerium dagegen 486,50 € – allein für die Bearbeitung der Anfrage per Informationsfreiheitsgesetz. Bildung ist bekanntlich Ländersache und so gestaltet sich auch die Recherche nach Lage und Begründung der Nicht-Veröffentlichung der Abiprüfungen vergangener Jahre schwierig. Sicher ist: Abiprüfungen werden von ausgewählten Lehrerinnen und Lehrern sowie den Bildungsministerien erstellt, also mit öffentlichen Geldern. Warum sie der Öffentlichkeit dennoch weitestgehend vorenthalten werden, begründen die Ministerien einzelner Länder wahlweise gar nicht, mit Bezug auf einzelne urheberrechtlich geschützte Passagen wie Textauszüge oder Bildmaterial oder auch mit der Lizenzvergabe an private Schulbuchverlage.

Deshalb fordern wir: Öffentlich finanziertes Bildungsmaterial muss für alle Menschen zugänglich und nutzbar sein!